Die Phosphat-Herausforderung durchdenken.

Phosphat soll nicht in Oberflächengewässer gelagen. Deshalb wurden schon vor Jahrzehnten phosphathaltige Waschmittel verboten, weil diese über Kläranlagen nicht einfach aus den Abwässern zu beseitigen waren. Heute sind die Äcker die Hauptquelle des P für die Eutrophierung. Voraussetzung: Der Transport in - für die Eutrophierung - ausreichenden Mengen. Die Wahrscheinlichkeit für erhöhte P-Verluste von landwirtschaftlichen Flächen steigt unter sonst jeweils gleichen Bedingungen an,

  • je höher der Bodengehalt an P ist
  • je höher die Düngungsintenstät ist (Menge, Wasserlöslichkeit, Herkunft organische oder mineralische)
  • je größer die Wassererosion ist (Hangneigung, wenig aggregierte Böden, starke Niederschläge, unbedeckter Boden, ...)
  • je größer die Winderosion ist (Starkwindregionen, wenig aggregierte Böden, unbedeckter Boden, ...)
  • je weniger der Boden beckt ist (Sommerungen, Winterbrache, ...)
  • je näher die Fläche am Gewässer liegt (Bewuchs, Gewässerrandstreifen)
  • je niedriger der Tongehalt des Bodens ist (sorptionsschwache Böden, organische Böden)
  • Je höher die jährliche Niederschlagsmenge ist
  • je höher der Grundwasserstand ist
  • je stärker eine Drainage den Boden entwässert


Es gibt demnach eine extrem große Anzahl möglicher Kombinationen von Faktoren mit genausovielen möglichen Ergebnissen. Nicht nur zwischen Flächen, sondern auch innerhalb von Flächen.


Nehmen wir einmal an, ein Feld liegt in einer Ebene, der Boden „mittelschwer“ , die Jahresniederschläge liegen bei 750 mm, Stürme gibt es selten, vielleicht alle 3 Jahre mal im Herbst. Der nächste Vorfluter ist 800 m entfernt, eine Drainage gibt es nicht, das Grundwasser steht in 1.80 m unter Flur. Die Fruchtfolge besteht aus Rüben, Weizen, Gerste. Bodenbearbeitung geschieht mit dem Pflug. Nur vor den Rüben wird mit P gedüng. Die Düngermenge entspricht der Nährstoff-Abfuhr durch das Erntegut (Rüben und Körner). Der Dünger, meist Triple-Superphosphat, wird im Frühjahr ausgebracht und bei der Saatbettbereitung eingearbeitet. Der Boden hat einen P-Gehalt von 14 mg P/100 g Boden (=Gehaltsklasse E) nach der CAL-Methode.


Hier das Ergebnis der Überlegungen in Zusammenfassung: Von dieser Fläche in diesem Betrieb geht nur eine minimale Gefahr für den Eintrag von P in Oberflächengewässer aus. Punkt. Bei dem beschriebenen Pflanzenbau und den Umweltbedingungen ist die Bodenuntersuchung in einem zeitlichen Abstand von etwa 9-12 Jahren (3-4 Fruchtfolgen) sinnvoll. Den hohen Bodengehalt an P kann man abbauen - was über mehrere Fruchtfolgen keine Auswirkungen auf den Ertrag hätte. Man kann ihn aber auch aufrecht erhalten, z.B. als Absicherung für die Hoferben. Man könnte ihn auch weiter erhöhen - was betriebswirtschaftlich wahrscheinlich sinnfrei, aber für die Umwelt unbedenklich wäre.


International gebräuchlich ist ein Phosphat-Index, der für jede (Teil-)Fläche berechnet werden kann und Auskunft über das Gefährdungspotential der Fläche gibt. So ist es möglich, für jeden Betrieb kritische und unkritische Flächen auszuweisen und Massnahmen gezielt auszuwählen. In zwei Betrieben, die wir so analysiert haben, wären die Massnahmen der Düngeverordnung völlig ins Leere gelaufen, denn die Gefährdung der Oberflächengewässer ging von weniger als 15% der landwirtschaflich genutzten Betriebsfläche aus.